Kämpfte als Panzerfahrer auf Kriegsschauplätzen in ganz Europa und 1944 den aussichtslosen Kampf in der Normandie.
Es war eine unsanfte Begegnung mit einem Schwein, die das Leben von Geza Marosi entscheidend beeinflusste. Es war 1934, Marosi 17 Jahre alt und Fleischerlehrling in Oberwart: „Eine Sau fiel mir auf die Hand und zerdrückte sie.“
Aufgrund seiner Verletzung war er für die Infanterieausbildung nicht geeignet, und wurde in Bruck an der Leitha zum Panzerfahrer ausgebildet. Ängstlich oder zurückhaltend war Geza Marosi nie. Während einer Fahrstunde sprang der freche Südburgenländer plötzlich in einen Panzer. „Ich drehte eine Achterschleife und stellte das Gefährt wieder ab.“ „Sie müssen schon einmal mit einem Panzer gefahren sein“ herrschte ihn der Ausbildner an. Doch Marosi war schlichtweg ein Naturtalent.
An allen Kriegsschauplätzen Europas
Mit dem Einmarsch der Wehrmacht in Polen begann auch für Geza Marosi am 1. September 1939 der Zweite Weltkrieg. Am 10. Mai 1940 befahl Adolf Hitler die Blitzoffensive zur Eroberung der Niederlande, Belgiens und Frankreichs. Geza Marosi war dabei. „Ich habe meine Pflicht erfüllt.“ Im April 1941 wurde er mit der neunten Panzerdivision nach Bulgarien, Rumänien und später auch nach Griechenland beordert. Geza Marosi galt bald als einer der besten Panzerfahrer und wurde auch befördert: „Ich als Oberwarter Fleischhacker war plötzlich Unteroffizier“, sieht er das nicht ohne Stolz.
Als Hitler im Juni 1941 seine Truppen in die Sowjetunion schickte, kämpfte die neunte Panzerdivision an vorderster Front. „Drei Jahre war ich in Russland, wir stießen noch 1941 bis in die Nähe von Moskau vor.“
Ab Herbst 1942 spitzte sich die Lage in Nordfrankreich zu. Die Deutschen erwarteten einen Angriff der Alliierten und intensivierten die Bauarbeiten am Atlantikwall. Es war jedoch unmöglich, Hitlers Forderung nach mindestens 15 Bunkern pro Küstenkilometer – insgesamt 15.000 – zu erfüllen. Rund 250.000 Menschen arbeiteten am Atlantikwall, deutsche Gewehre trieben die Arbeiter an.
Im Mai 1944 saß Geza Marosi in einem der 1.370 deutschen Panther-Panzer, die in Frankreich stationiert waren. Fünf Mann Besatzung, geschützt von bis zu 12 cm dickem Stahl. Der Panther war 8,86 Meter lang, 45 Tonnen schwer und 700 PS stark. Im Tank 800 Liter Superbenzin. „Knapp 50 km/h war die Höchstgeschwindigkeit.“
Die Panzer wurden nicht direkt an der Küste stationiert. Dies war die Folge einer strategischen Entscheidung der deutschen Oberbefehlshaber. Die Panzerkräfte sollten geschlossen gegen den Angriff der Alliierten eingesetzt werden können. Da der Ort des Angriffs nicht vorhersehbar war, sollte die Stationierung im Hinterland einen größeren Eingriffsradius der Panzer ermöglichen.
Die Invasion beginnt
Am 6. Juni 1944 um 6:30 Uhr landeten die ersten alliierten Boote an der Küste der Normandie. Sofort wurden Truppen in Bewegung gesetzt, auch die Panzerdivision von Geza Marosi alarmiert. „Dauernd sind die Bomber gekommen. Der Himmel war voller Fallschirmjäger.“
Die Front war bereits 100 Kilometer im Landesinneren Frankreichs, als die Einheit von Marosi im Kampfgebiet eintraf. „Ich habe sofort begriffen, dass wir die Invasion nicht aufhalten können.“
Marosi war bald auf sich alleine gestellt, stellte sich dennoch mutig dem Feind entgegen: „Binnen zwei Minuten habe ich bei der Stadtausfahrt von Argentan zwölf amerikanische Sherman-Langrohr- Panzer abgeschossen.“ Es waren weit mehr als 50 feindliche Panzer, die Geza Marosi im Laufe des Zweiten Weltkriegs ausschaltete. Als Anerkennung dafür erhielt er das Eiserne Kreuz.
Die Alliierten wurden auf Marosis Panzer aufmerksam, schickten Aufklärer-Flugzeuge. „Wir versteckten uns unter einem Vordach bei einer kleinen Trabrennbahn.“ Das dazugehörige Haus war verlassen, die Lage schien ruhig. Ein Irrglaube, der leichtsinnig machte. „Wir gingen in die Küche und kochten Kaffee.“ Plötzlich schrie der Funker: „Die Amis kommen!“
Beim Fluchtversuch rammte der Panther das Vordach, das krachend zusammenbrach. Jetzt war der Panzer bewegungsunfähig. „Doch dadurch, dass die Amis Granaten auf uns warfen, schossen sie das Gerümpel weg.“ Der Panzer war von den Amerikanern förmlich ‚freigesprengt’ worden und rollte danach aus den Trümmern. „Wir waren wieder voll kampffähig.“ So wendete sich das Blatt zu Marosis Gunsten.
Minuten später standen 39 amerikanische Soldaten mit erhobenen Händen vor fünf Deutschen. Was war passiert? Die 7,5 cm Kanone, zwei Maschinengewehre und die Panzerung ließen den Gegnern keine Chance.
Als sich die amerikanischen Soldaten in einer Reihe aufstellten, entwickelte sich ein Gespräch, das Geza Marosi nie vergessen wird: „Sie werden uns jetzt sicher erschießen“, sagte ein GI ängstlich. Marosi verwundert: „Wieso sprechen Sie so gut Deutsch?“ „Ich bin Jude. Nachdem Hitler an die Macht kam, ist meine Familie nach Amerika ausgewandert. Werden Sie uns jetzt erschießen?“, fragte der Soldat mit zitternder Stimme. „Wieso sollten wir Sie erschießen? Wer hat Ihnen gesagt, dass wir Sie erschießen werden?“ „Eisenhower.“ „Sagen Sie dem Eisenhower, wenn Sie ihn wieder treffen, er ist ein Trottel. Ein deutscher Soldat erschießt keine Kriegsgefangenen!“
„Rennt zurück nach Argentan und versteckt euch irgendwo. Schaut, dass ihr wegkommt.“
Am frühen Morgen des 22. August 1944 bekam der Panzer von Geza Marosi einen schweren Treffer beim Funker. „Dem Mann riss es den Arm weg.“
Das war die Zeit, als zum zweiten Mal die Nachricht vom Tod Geza Marosis bei seinen Angehörigen eintraf. Nach einem unbeschreiblichen Kampf zu Fuß bis Deutschland kam er Monate später in seine Heimat zurück.
Die Zeit nach 1945
Eine Bekannte heiratete später in Wien einen Amerikaner. Eines Tages gab das Paar ein Fest und hatte viele Gäste eingeladen. Auch Geza Marosi. Ein Mann sprach ihn an: „Kennst du mich nicht mehr?“ Es war einer der Juden, die Marosi in der Normandie gefangen genommen hatte…
Geza Marosi arbeitete bis zur Pensionierung als Fleischhauer.